Münter Gabriele


Gabriele Münter  

Gabriele Münter wird 1877 in Berlin geboren. Ihre wohlhabenden und Neuem gegenüber aufgeschlossenen Eltern, die ihre Ausbildung zur Malerin unterstützten, sterben früh. Nach einem ersten privaten Zeichenunterricht, dem Besuch einer Damenkunstschule in Düsseldorf 1897 und einer zweijährigen Reise durch die USA zieht Münter 1901 nach München. Zu dieser Zeit wurden Frauen jedoch noch nicht an der dortigen Kunstakademie aufgenommen. Münter setzt daher ihr Studium an der Malschule des Künstlerinnen-Vereins fort. Sie arbeitete damals eng mit Wassily Kandinsky zusammen, den sie als Schülerin seiner neu gegründeten Phalanx-Kunstschule 1902 in München kennen gelernt hatte. Der russische Maler stand zu dieser Zeit selbst am Beginn seiner Laufbahn, experimentierte mit impressionistischer Plein-Air-Malerei und war von dem Durchbruch zur Abstraktion noch weit entfernt.

Während ihres ersten gemeinsamen Aufenthaltes in Paris 1906/07 sieht Münter Bilder von Henri Matisse und den anderen Fauves, was ihren Malstil nachhaltig verändert. Sie schafft zahlreiche Holz- und Linolschnitte, es entsteht über ein Viertel ihres graphischen Werkes.

Als unverheiratetes Paar ließen sie sich nach langen Reisen 1908 in Murnau nieder, wo Münter ein Haus erwarb. Der befreundete Maler Alexej Jawlensky berichtete ihnen von den neuesten Kunstströmungen in Paris, insbesondere der vibrierend-kräftigen Farbmalerei von Henri Matisse. Jawlenskys charismatische Partnerin Marianne von Werefkin fachte die Diskussionen mit ihren Ideen über eine neu zu schaffende, »wahre« Kunst an. Es herrschte Aufbruchsstimmung: Im künstlerischen Wettstreit schufen Münter und Kandinsky Landschaftsbilder in leuchtenden Farben, die sich immer mehr vom Naturvorbild lösten. Bei Kandinsky führte dieser Weg um 1910 zur abstrakten Malerei, für Münter jedoch blieb die Auseinandersetzung mit der sichtbaren Wirklichkeit unverzichtbar. 1911 formulierte sie in einer Tagebucheintragung ihr künstlerisches Ziel: »vom Naturabmalen ... zum Fühlen eines Inhalts -  zum Abstrahieren - zum Geben eines Extraktes«.

Beispiel: Wind und Wolken

G. Münter: Wind und Wolken 1910

 Wolken jagen über den Himmel, Bäume biegen sich im Wind. Auf dem Gemälde Gabriele Münters scheinen selbst die Berggipfel, Hausdächer und Gartenmauern die Bewegung des Sturms  nachzuvollziehen, der über die Landschaft hinwegjagt. Alle Linien schwingen in einem großen, übergreifenden Rhythmus, doch trotz des dynamischen Gesamteindrucks wirkt die Komposition in sich stabil, jeder Gegenstand unverrückbar. Schwarze Umrisslinien geben den Dingen Festigkeit, eine eindeutige Form  und bilden das Grundgerüst des Bildgefüges. Hart stoßen die klaren Farbflächen in Blau, Rot, Ocker und Grün aneinander. Gabriele Münter verarbeitete in diesem Bild einen konkreten Landschaftseindruck, den sie an einem stürmischen Tag des Jahres 1910 in den Voralpen bei Murnau er-lebte. Dabei verzichtete sie auf alles Unwesentliche, auf störende Details, naturalistische Schattierungen, Farbnuancen und steigerte so den Ausdruck des Bildes. Wolken und Wind ist charakteristisch für Gabriele Münters Stil in den Jahren 1908 - 1910, einer äußerst produktiven und entscheidenden Phase in ihrer Entwicklung.

 Mit Franz Marc und anderen schlossen sich Kandinsky und Münter zur expressionistischen Bewegung Blauer Reiter, zusammen einer kurzlebigen, aber äußerst einflussreichen Künstlergemeinschaft, deren hochfliegende Pläne durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs zunichte gemacht wurden.

Die Künstlerin des „Blauen Reiters“

Das Haus in der Kottmüllerallee, das heutige Münter-Haus, war seit 1909 und bis zur späten Schaffenszeit Münters Ausgangspunkt für ihre Exkursionen. Münter und Kandinsky waren begeistert von der großflächigen, im Süden von der Alpensilhouette gerahmten Landschaft mit ihren klaren Farben, dem intensiven Licht und dem darin ruhenden Ort. Der Marktort war seit 1906 von dem Architekten Emanuel von Seidl nach seiner Konzeption mit farbig-frischen Fassaden, Gewerbeschildern und Baumschmuck verschönert worden. In dieser Umgebung entstehen in intensiver gemeinsamer Arbeit mit Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin zahlreiche Landschaftsbilder und Ortsansichten, die völlig die vorangegangene „spätimpressionistische“, in Spachteltechnik ausgeführte Malerei der Künstler zurücklassen: „Ich habe nach einer kurzen Zeit der Qual einen großen Sprung gemacht - vom Naturabmalen - mehr oder weniger impressionistisch- zum Fühlen eines Inhaltes - zum Abstrahieren zum Geben eines Abstraktes“ - so beschreibt Gabriele Münter für sich diesen Neuanfang.

Gegen Abend, 1909, Privatbesitz

Charakteristisch für dieses Neue ist eine leuchtende Farbigkeit, die kontrastreich und in großflächiger Malweise die auf die Grundform reduzierte Farbigkeit füllt. Die Umrisszeichnung gibt in großen Zügen das Gerüst. Die weite klare Landschaft, die Straßenzüge und Gebäude des Ortes, Motive des alltäglichen Lebens, der Blick aus ihrem Haus auf den Ort boten reiche Anregung, diesen Malstil weiterzuentwickeln. Er wird auch durch die bayerische Volkskunst stark beeinflusst, vor allem durch die volkstümliche bayerische Hinterglasmalerei mit ihren schwarz eingefassten, auf flächig gemalte Hauptformen reduzierte Motiven, die ihrer Vorstellung von Ursprünglichkeit und der ihr gemäßen künstlerischen Form entsprach.

Wind und Wolken, 1910, Sprengelmuseum Hannover

Murnau

In Murnau und seiner Landschaft hat Gabriele Münter seit ihrem Studienaufenthalt im Sommer 1908 Motive für einen Großteil ihrer Bilder gefunden. Sie malte mit Vorliebe die Häuser und Straßen Murnaus, das Murnauer Moos und den Staffelsee. Die Landschafts- und Ortsdarstellungen nahmen in ihrem künstlerischen Schaffen einen besonderen Raum ein. In der Wahrnehmung der Murnauer Landschaft und in Landschaftsstudien begann die Umsetzung neuer künstlerischer Prinzipien wie Abstrahierung, Konturierung, Flächigkeit und intensive Farbigkeit. In diesen Gemälden lässt sich nicht nur ihre gemeinsam mit Kandinsky, Jawlensky und Werefkin entwickelte expressionistische Malweise erfahren, es lässt sich auch das Charakteristische des oberbayerischen Ortes Murnau und seiner heute z.T. unter Naturschutz stehenden Landschaft kennenlernen. Murnau war zu Lebzeiten Gabriele Münters noch ein kleiner, ländlicher und überschaubarer Ort und spiegelte eine heute vergangene Zeit: weniger Menschen, Häuser, Straßenverkehr, vor allem von Handwerkern und Bauern sowie von Villenbesitzern und in der jeweiligen Saison von Sommerfrische- und Wintergästen geprägt. Gabriele Münter erfasste in ihrer Malerei das Wesentliche, Typische dieser Landschaft und gab es in ihren charakteristischen, auf das Wesentliche reduzierten Ausdrucksformen wieder. Ihre Malerei spiegelt wiederholt den Wechsel der Tages- und Jahreszeiten, Wetterstimmungen wie etwa Gewitter, bei Föhn und Tauwetter etc., die für den Beobachter wie kaum anderwo ausgeprägt und in unerwarteter Vielfalt und Schönheit erfahrbar sind.

Murnau, 1910, Schloßmuseum Murnau

 Kandinsky musste 1914 als russischer Staatsbürger in seine Heimat zurückkehren. Obwohl die Beziehung durch wachsende Spannungen belastet war, rechnete Münter mit seiner Rückkehr, berief sich auf sein einstiges Heiratsversprechen und erwartete ihn ab 1915 im neutralen Schweden.

Kandinsky jedoch heiratete 1917 in Moskau eine junge Russin, was Münter erst wesentlich später erfuhr. Sie verfiel in tiefe Depressionen und geriet in eine Schaffenskrise. Erst lange danach nahm sie auf Drängen ihres späteren Lebenspartners, des Privatgelehrten Johannes Eichner, die Malerei wie-der auf. Die Gemälde Kandinskys, die bei ihr zurückgeblieben waren, stiftete sie 1957 zusammen mit eigenen Arbeiten dem Münchener Lenbachhaus. Ihr Haus in Murnau ist heute ein Museum.

Formates. 1909 kauft sie ein Haus in Murnau am Staffelsee. Hier verbringt sie die Sommer mit Kandinsky und empfängt zahlreiche Künstler der Münchner Avantgarde: Marianne von Werefkin, Alexej von Jawlensky und Adolf Erbslöh, später wohnen auch Franz Marc, August Macke und der Komponist Arnold Schönberg zeitweise in der Russen-Villa in Murnau. Künstlerisch beginnt sie eine eigenständige, abstrakte Malweise in leuchtenden, unvermischt nebeneinander gesetzten Farben und starken Formen, die mit dunklen Umrisslinien begrenzt sind. Sie wird Mitbegründerin der Neuen Künstlervereinigung München, aus der sie gemeinsam mit Kandinsky, Marc und Alfred Kubin bereits 1911 wieder austritt; sie bilden dann den Kern der jungen Gruppe des Blauen Reiter. Bei einer gemeinsamen Ausstellung erlebt Münter ihren ersten großen künstlerischen Erfolg.

Während des Ersten Weltkrieges verlässt Kandinsky Deutschland als feindlicher Ausländer und kehrt nach Russland zurück. 1915-1920 lebt Münter in Skandinavien, 1916 gibt es ein letztes Treffen in Stockholm. Aber seit 1917 verweigert Kandinsky jeglichen Kontakt. Erst Jahre später erfährt sie, dass er in diesem Jahr neu geheiratet hatte.

Münters Haus in Murnau

Ab 1920 lebt Münter abwechselnd in Köln, München und Murnau. Depressionen halten sie vorübergehend vom Malen ab. Nach ihrem Umzug 1925 nach Berlin entstehen auf Umrisse reduzierte weibliche Portraits in Bleistift. 1929/30 gibt ein erneuter längerer Parisaufenthalt ihrem Schaffen neue Impulse. Sie zieht 1931 mit ihrem zweiten Lebensgefährten, dem Kunsthistoriker Johannes Eichner, nach Murnau; dort malt sie im wesentlichen Blumenstilleben, aber auch zahlreiche abstrakte Studien. Ein Ausstellungsverbot durch die Nationalsozialisten zwingt sie 1937 zum Rückzug ins Privatleben.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ist Münter 1949 mit neun Arbeiten in einer Retrospektive des Blauen Reiter im Münchner Haus der Kunst vertreten. Ab 1950 wird eine Gesamtausstellung ihres Werkes in zahlreichen deutschen Museen gezeigt. Im Jahr 1955 war Gabriele Münter Teilnehmerin der documenta 1 in Kassel. Der Stadt München schenkt sie zu ihrem 80. Geburtstag ihre einmalige Sammlung, zahlreiche eigene Werke, über 80 Bilder Kandinskys sowie Arbeiten anderer Mitglieder des Blauen Reiter, wodurch die Städtische Galerie im Lenbachhaus auf einen Schlag weltberühmt wird. Die Russen-Villa in Murnau ist heute eine Gedenkstätte, die sehr persönliche Arbeiten zeigt, u.a. von Kandinsky und Münter bemalte Möbel und Wände sowie Sammlungen volkstümlicher Objekte.

Das Münchner Lenbachhaus zeigt ihre Fotoarbeiten bis 3. Juni 2007 unter dem Titel Gabriele Münter - Die Jahre mit Kandinsky, Fotografien 1902-1914.[2]

Ehrungen [Bearbeiten]

Das Schloßmuseum Murnau zeigt über 50 Gemälde mit Landschafts- und Ortsdarstellungen von Gabriele Münter (1877-1962) aus den Jahren 1908 bis 1960.

Gabriele Münter, Künstlerin der deutschen expressionistischen Avantgarde, malte mit Vorliebe die Häuser und Straßen Murnaus, die Landschaft um Murnau, das Murnauer Moos und den Staffelsee. Mit diesen Gemälden werden historische und neue Fotografien gezeigt, die ähnliche Motive und Ansichten wiedergeben, wie von Münters Malerei erfaßt. Die gewählten Bildmotive geben kulturhistorische Einblicke in Ort und Landschaft, die im Ausstellungskatalog kommentiert werden.

Staffelsee mit Nebelsonne, 1931, Privatbesitz

Die Künstlerin des „Blauen Reiters“

Das Haus in der Kottmüllerallee, das heutige Münter-Haus, war seit 1909 und bis zur späten Schaffenszeit Münters Ausgangspunkt für ihre Exkursionen. Münter und Kandinsky waren begeistert von der großflächigen, im Süden von der Alpensilhouette gerahmten Landschaft mit ihren klaren Farben, dem intensiven Licht und dem darin ruhenden Ort. Der Marktort war seit 1906 von dem Architekten Emanuel von Seidl nach seiner Konzeption mit farbig-frischen Fassaden, Gewerbeschildern und Baumschmuck verschönert worden. In dieser Umgebung entstehen in intensiver gemeinsamer Arbeit mit Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin zahlreiche Landschaftsbilder und Ortsansichten, die völlig die vorangegangene „spätimpressionistische“, in Spachteltechnik ausgeführte Malerei der Künstler zurücklassen: „Ich habe nach einer kurzen Zeit der Qual einen großen Sprung gemacht - vom Naturabmalen - mehr oder weniger impressionistisch- zum Fühlen eines Inhaltes - zum Abstrahieren zum Geben eines Abstraktes“ - so beschreibt Gabriele Münter für sich diesen Neuanfang.

Gegen Abend, 1909, Privatbesitz

Charakteristisch für dieses Neue ist eine leuchtende Farbigkeit, die kontrastreich und in großflächiger Malweise die auf die Grundform reduzierte Farbigkeit füllt. Die Umrißzeichnung gibt in großen Zügen das Gerust. Die weite klare Landschaft, die Straßenzüge und Gebäude des Ortes, Motive des alltäglichen Lebens, der Blick aus ihrem Haus auf den Ort boten reiche Anregung, diesen Malstil weiterzuentwickeln. Er wird auch durch die bayerische Volkskunst stark beeinflußt, vor allem durch die volkstümliche bayerische Hinterglasmalerei mit ihren schwarz eingefaßten, auf flächig gemalte Hauptformen reduzierte Motiven, die ihrer Vorstellung von Ursprünglichkeit und der ihr gemäßen künstlerischen Form entsprach.

Wind und Wolken, 1910, Sprengelmuseum Hannover

Münters Malerei

In Murnau und seiner Landschaft hat Gabriele Münter seit ihrem Studienaufenthalt im Sommer 1908 Motive für einen Großteil ihrer Bilder gefunden. Sie malte mit Vorliebe die Häuser und Straßen Murnaus, das Murnauer Moos und den Staffelsee. Die Landschafts- und Ortsdarstellungen nahmen in ihrem künstlerischen Schaffen einen besonderen Raum ein. In der Wahrnehmung der Murnauer Landschaft und in Landschaftsstudien begann die Umsetzung neuer künstlerischer Prinzipien wie Abstrahierung, Konturierung, Flächigkeit und intensive Farbigkeit. In diesen Gemälden läßt sich nicht nur ihre gemeinsam mit Kandinsky, Jawlensky und Werefkin entwickelte expressionistische Malweise erfahren, es läßt sich auch das Charakteristische des oberbayerischen Ortes Murnau und seiner heute z.T. unter Naturschutz stehenden Landschaft kennenlernen. Murnau war zu Lebzeiten Gabriele Münters noch ein kleiner, ländlicher und überschaubarer Ort und spiegelte eine heute vergangene Zeit: weniger Menschen, Häuser, Straßenverkehr, vor allem von Handwerkern und Bauern sowie von Villenbesitzern und in der jeweiligen Saison von Sommerfrische- und Wintergästen geprägt. Gabriele Münter erfaßte in ihrer Malerei das Wesentliche, Typische dieser Landschaft und gab es in ihren charakteristischen, auf das Wesentliche reduzierten Ausdrucksformen wieder. Ihre Malerei spiegelt wiederholt den Wechsel der Tages- und Jahreszeiten, Wetterstimmungen wie etwa Gewitter, bei Föhn und Tauwetter etc., die für den Beobachter wie kaum anderwo ausgeprägt und in unerwarteter Vielfalt und Schönheit erfahrbar sind.

Murnau, 1910, Schloßmuseum Murnau

Fotografie und Malerei

Die den Gemälden zugeordneten Fotografien stammen zum Teil von Gabriele Münter selbst, teilweise aus späterer Zeit bzw. wurden erst vor kurzem von Ruth Rall aufgenommen. Sie geben nicht nur den Eindruck des damaligen kleinstädtisch-ländlich geprägten Ortes und seiner allmählichen Veränderung, sie vertiefen auch das Verständnis für die bedeutsame künstlerische Leistung der Umsetzung des real Wahrgenommenen in ihre expressive Malerei. Gabriele Münter dokumentierte mit ihren Fotos den durch die Gemälde so berühmt gewordenen Blick aus dem Haus auf den Ort mit Schloß und Kirche, einzelne Gebäude und Straßenzüge, den Marktbetrieb, ihre Freunde und ihr ländliches Leben in Murnau.

 Gabriele Münter stellte 1912 in der zweiten Ausstellung der „Redaktion der Blaue Reiter“ in der Galerie Goltz aus Von ihr wurden 14 Zeichnungen und Aquarelle präsentiert.

Gabriele Münter wurde am 19. Februar 1877 in Berlin geboren. Ihre wohlhabenden und Neuem gegenüber aufgeschlossenen Eltern, die ihre Ausbildung zur Malerin förderten, starben früh. Nach einem ersten privaten Zeichenunterricht, dem Besuch einer Damenkunstschule in Düsseldorf 1897 und einer zweijährigen Reise durch die USA zog Münter 1901 nach München. Zu jener Zeit wurden Frauen jedoch noch nicht an der dortigen Kunstakademie aufgenommen. Gabriele Münter setzte daher ihr Studium an der Malschule des Künstlerinnen-Vereins fort und besuchte auch Kurse an Kandinskys Kunstschule „Phalanx“. Er war ein Jahr lang ihr Lehrer, dann schloss die Schule. Wassily Kandinsky, obwohl bis 1911 noch verheiratet, wurde ihr Geliebter, mit dem sie offen zusammenlebte - eine für eine junge Frau des beginnenden 20. Jahrhunderts ein mutiger Schritt. Bis 1917 waren sie ein Paar, unternahmen zahlreiche gemeinsame Reisen nach Tunesien und in die Niederlande, nach Italien und nach Frankreich.

Während ihres ersten gemeinsamen Aufenthaltes in Paris 1906/07 lernte Münter Bilder von Henri Matisse und den anderen „Fauves“ kennen, was ihren Malstil nachhaltig veränderte. Sie schuf zahlreiche Holz- und Linolschnitte, über ein Viertel ihres graphischen Werkes entstand in dieser Zeit. Nach ihrer Rückkehr 1908 nach München malte sie kleinformatige, spätimpressionistische Freilichtstudien. 1909 erwarb sie ein Haus in Murnau am Staffelsee. Hier verbrachte sie die Sommer mit Kandinsky und empfing zahlreiche Künstler der Münchner Avantgarde: Marianne von Werefkin und Alexej von Jawlensky, später auch Franz Marc. August Macke und der Komponist Arnold Schönberg wohnten zeitweise in der „Russen-Villa“ in Murnau.

Sie begann mit einer eigenständigen, abstrakten Malweise in leuchtenden, unvermischt nebeneinander gesetzten Farben und starken Formen, die mit dunklen Umrisslinien begrenzt waren.

Gabriele Münter wurde Mitbegründerin der Neuen Münchener Künstlervereinigung, aus der sie gemeinsam mit Kandinsky, Marc und Kubin bereits 1911 wieder austrat; sie bildeten danach den Kern der jungen Gruppe des „Blauen Reiter“. Bei einer gemeinsamen Ausstellung erlebte Münter ihren ersten großen künstlerischen Erfolg.

Während des Ersten Weltkrieges verließ Kandinsky Deutschland als feindlicher Ausländer und kehrte nach Russland zurück. 1915-1920 lebte Münter in Skandinavien, es gab ein letztes Treffen mit Kandinsky in Stockholm. Aber seit 1917 verweigerte er jeglichen Kontakt. Erst Jahre später erfuhr sie, dass Kandinsky 1917 wieder geheiratet hatte.

Ab 1920 lebte Münter abwechselnd in Köln, München und Murnau. Depressionen hielten sie vorübergehend vom Malen ab. Nach ihrem Umzug 1925 nach Berlin entstanden auf Umrisse reduzierte weibliche Portraits, mit Bleistift gezeichnet. 1929/30 gab ein erneuter längerer Parisaufenthalt ihrem Schaffen neue Impulse.

Sie übersiedelte 1931 mit ihrem zweiten Lebensgefährten, dem Kunsthistoriker Johannes Eichner, wieder nach Murnau. Dort malte sie Blumenstilleben beschäftigte sie sich mit abstrakten Studien. Ein Ausstellungsverbot als „entartete Künstlerin“ durch die Nationalsozialisten zwang sie 1937 in den privaten Rückzug.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Münter 1949 mit neun Arbeiten in einer Retrospektive des Blauen Reiter im Münchner Haus der Kunst vertreten. Ab 1950 wurde eine Gesamtausstellung ihres Werkes in zahlreichen deutschen Museen gezeigt. Der Stadt München schenkte sie anlässlich ihres 80. Geburtstag ihre einmalige Sammlung, zahlreiche eigene Werke, über 80 Bilder Kandinskys sowie Arbeiten anderer Mitglieder des Blauen Reiter, wodurch die Städtische Galerie im Lenbachhaus auf einen Schlag Weltgeltung erhielt.

Gabriele Münter starb am 19. Mai 1962 in Murnau am Staffelsee.

Das Münter-Haus in Murnau ist heute eine Gedenkstätte, die sehr persönliche Arbeiten zeigt, u. a. von Kandinsky und Münter bemalte Möbel und Wände sowie Sammlungen volkstümlicher Objekte.